Ich sitze im Zug von Nong Khai nach
Bangkok. Aus einer vormaligen Reise weiss ich, dass man in diesem Zug
fantastisch essen und ein Bier trinken kann. Deshalb verzichte ich
darauf, Proviant mit auf den Zug zu nehmen. Als ich mich an der Dame
mit dem Verpflegungswagen vorbeischiebe, ruft sie mir hinter her
„Mister, no Beer, no Whiskey, no dining car!“ Na klar, denke ich
mir und laufe kommentarlos weiter.
Bei den Tuk Tuk-Fahrer, welche einen
zum Hotel bringen sollen, heisst es oft, dass das gewünschte Hotel
über Nacht abgebrannt sei und sie die Gäste im Auftrag der
Hotelleitung zu einem anderen Hotel bringen müssten – was
natürlich alles erstunken und erlogen ist. Der Tuk Tuk-Fahrer
arbeitet im Auftrag des 'neuen' Hotel's und würde eine schöne
Provision absahnen.
Ich lache mir ins Fäustchen und frage
mich ernsthaft, bei welcher Art von Touristen diese Masche noch
zieht. Ich bin dafür schon zu viele Male in Thailand gewesen.
Nach ca. 6 Waggons kommt mir ein
Schaffner entgegen. Wo sich der Speisewagen befinde, frage ich ihn
hoffnungsvoll. „No dinig car, no beer, no Whiskey“ entgegnet er
mir lustlos und geht weiter. Ein junger Thai klärt mich auf. 2013
ist es zu einem schrecklichen Vorfall in einem Zug in Thailand
gekommen. Ein 13-jähriges Mädchen wurde durch einen
Bahnangestellten vergewaltigt und aus dem Zug geworfen. Das arme
Mädchen erlag seinen schweren Verletzungen. Offensichtlich stand der
Täter unter Einfluss von Amphetamin- und Bier! Die erste Massnahme
der Regierung war, jeglichen Alkohol in Zügen zu verbieten.
Ich gehe zurück zu meinem Zugsabteil,
welches ich für mich alleine habe, als es plötzlich an die Türe
klopft. Die Verpflegungswagenverkäuferin steht vor mir. „Do you
want beer?“ flüstert sie mir zu. Etwas überrumpelt antworte ich
mit einem „Maybe“ Sie drängt sich ins Abteil und verschliesst
die Türe von der Innenseite per Riegel. Mit den Zeigfinger auf ihren
Lippen symbolisiert sie mir, dass ich still sein soll. „4, 6 oder10
Biere?“. „Danke, mir reicht eines“. 4, 6 oder 10 Biere flüstert
sie erneut. Offensichtlich lohnt sich der Deal für sie erst ab 4
Bier. „4 please“ entgegen ich ihr im Flüsterton und komme mir
vor, als würde ich gerade die Bestellung einer illegalen Droge in
Auftrag geben. Der Preis wird ausgehandelt und sie verspricht mir,
wieder zu kommen. Zuvor zieht sie noch alle Vorhängchen in meinem
Abteil zu, damit niemand in mein Abteil sehen kann. Ein komisches
Gefühl beschleicht mich.
Nach 20 Min. klopft es schwach an die
Abteilstür. Meine Bierhändlerin quetscht sich wieder ins Abteil,
zeigt mir meine Ware und ich bezahle sie. So laufen Deals nun halt
mal!
Sie wirkt nervös und versucht mir zu
erklären, dass ich, falls ich von der Polizei kontrolliert werde,
nicht erwähnen dürfe, dass das Bier von ihr sei. Sie bekäme sonst
eine Anzeige und verliere ihren Job. Ich verspreche es ihr hoch und
heilig.
Ich trinke ein paar Schlücke des
Biers, kippe den Rest aber im Abteillavabo aus. Die Freude auf ein
'Changbier' ist mir, aufgrund der traurigen Geschichte des Mädchen
und der 'Heimlichtuerei', vergangen. Am nächsten morgen packe ich
drei volle und eine leere Bierflasche in meinen Rucksack. Es darf
kein Beweismaterial zurück bleiben...
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