Montag, 15. Dezember 2014

In den Fängen der Biermafia und eine traurige Geschichte

Ich sitze im Zug von Nong Khai nach Bangkok. Aus einer vormaligen Reise weiss ich, dass man in diesem Zug fantastisch essen und ein Bier trinken kann. Deshalb verzichte ich darauf, Proviant mit auf den Zug zu nehmen. Als ich mich an der Dame mit dem Verpflegungswagen vorbeischiebe, ruft sie mir hinter her „Mister, no Beer, no Whiskey, no dining car!“ Na klar, denke ich mir und laufe kommentarlos weiter.
Bei den Tuk Tuk-Fahrer, welche einen zum Hotel bringen sollen, heisst es oft, dass das gewünschte Hotel über Nacht abgebrannt sei und sie die Gäste im Auftrag der Hotelleitung zu einem anderen Hotel bringen müssten – was natürlich alles erstunken und erlogen ist. Der Tuk Tuk-Fahrer arbeitet im Auftrag des 'neuen' Hotel's und würde eine schöne Provision absahnen.
Ich lache mir ins Fäustchen und frage mich ernsthaft, bei welcher Art von Touristen diese Masche noch zieht. Ich bin dafür schon zu viele Male in Thailand gewesen.
Nach ca. 6 Waggons kommt mir ein Schaffner entgegen. Wo sich der Speisewagen befinde, frage ich ihn hoffnungsvoll. „No dinig car, no beer, no Whiskey“ entgegnet er mir lustlos und geht weiter. Ein junger Thai klärt mich auf. 2013 ist es zu einem schrecklichen Vorfall in einem Zug in Thailand gekommen. Ein 13-jähriges Mädchen wurde durch einen Bahnangestellten vergewaltigt und aus dem Zug geworfen. Das arme Mädchen erlag seinen schweren Verletzungen. Offensichtlich stand der Täter unter Einfluss von Amphetamin- und Bier! Die erste Massnahme der Regierung war, jeglichen Alkohol in Zügen zu verbieten.
Ich gehe zurück zu meinem Zugsabteil, welches ich für mich alleine habe, als es plötzlich an die Türe klopft. Die Verpflegungswagenverkäuferin steht vor mir. „Do you want beer?“ flüstert sie mir zu. Etwas überrumpelt antworte ich mit einem „Maybe“ Sie drängt sich ins Abteil und verschliesst die Türe von der Innenseite per Riegel. Mit den Zeigfinger auf ihren Lippen symbolisiert sie mir, dass ich still sein soll. „4, 6 oder10 Biere?“. „Danke, mir reicht eines“. 4, 6 oder 10 Biere flüstert sie erneut. Offensichtlich lohnt sich der Deal für sie erst ab 4 Bier. „4 please“ entgegen ich ihr im Flüsterton und komme mir vor, als würde ich gerade die Bestellung einer illegalen Droge in Auftrag geben. Der Preis wird ausgehandelt und sie verspricht mir, wieder zu kommen. Zuvor zieht sie noch alle Vorhängchen in meinem Abteil zu, damit niemand in mein Abteil sehen kann. Ein komisches Gefühl beschleicht mich.
Nach 20 Min. klopft es schwach an die Abteilstür. Meine Bierhändlerin quetscht sich wieder ins Abteil, zeigt mir meine Ware und ich bezahle sie. So laufen Deals nun halt mal!
Sie wirkt nervös und versucht mir zu erklären, dass ich, falls ich von der Polizei kontrolliert werde, nicht erwähnen dürfe, dass das Bier von ihr sei. Sie bekäme sonst eine Anzeige und verliere ihren Job. Ich verspreche es ihr hoch und heilig.
Ich trinke ein paar Schlücke des Biers, kippe den Rest aber im Abteillavabo aus. Die Freude auf ein 'Changbier' ist mir, aufgrund der traurigen Geschichte des Mädchen und der 'Heimlichtuerei', vergangen. Am nächsten morgen packe ich drei volle und eine leere Bierflasche in meinen Rucksack. Es darf kein Beweismaterial zurück bleiben...

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