Wir reisen ein paar Tage früher in den Süden als geplant.
Von Delhi haben wir genug gesehen. Es hat uns nicht in seinen Bann gezogen. Es
wird uns in Zukunft höchstens noch als Ausgangsort für Reisen in den Norden
Indiens dienen.
Goa. Der Name geht jedoch runter wie Honig. Viele Reisenden meiden
das ehemalige Hippieparadies, da es ihrer Meinung zum Teil verkommerzialisiert
ist. Auf Palolem trifft das sicherlich zu. Wenn man es aber mit anderen
Touristenregionen auf der Erdkugel vergleicht, ist es jedoch fast naturbelassen.
Ruhe? Später! Jetzt reisen wir nach Colva - DEM Epizentrum
des Goanischen Tourismus. Sind in Palolem vorwiegend ausländische Touristen
anzutreffen, ist Goa überlaufen von Indischen, meist in Gruppen reisenden,
Touristen. Tausende von Inder versammeln sich am Strand, kreischen, quietschen
und plantschen vorn sich hin. Die Damen in ihrem Sari und die Herren meist in
ihren Unterhosen, was ein leicht skurrilen und in den Augen von uns Westlern
ein etwas unhygienischen Eindruck hinterlässt. Aber in Indien gibt es definitiv
unhygienisches als ein paar Männer mit Unterhose im Meer.
Unangenehm wird es erst, als die Männergruppen aus den
Bundesstaaten Karnataka und Kerala anreisen. Ihr einziges Ziel ist es, soviel
nackte Haut westlicher Frauen zu erhaschen und sich mit billigem, Goanischen
Whiskey zu besaufen. Sie sind eine wahre Plage. Goa ist der Freipass um sich
daneben zu benehmen, müssen sie doch den Rest des Jahres streng eingepfercht in
die Moral der Indischen Gesellschaft leben.
Ungeniert filmen sie ausländische Frauen und zum Teil sogar
Mädchen im Badekleid und belästigen diese im Anschluss. Und nicht selten sieht
man am oberen Strandteil Männer, welche sich gegenseitig masturbieren. Zwar
etwas versteckt, aber immer noch gut wahrnehmbar für die restlichen
Standbenutzer. Colva ist für Frauen leider ein hartes Pflaster. Geht man aber
vom Hauptstrand nur 500 Meter in eine Richtung, findet man ruhige, teils
einsame Strandabschnitte vor, welche nur von kleinen Restaurants und ihren westlichen
Gästen bevölkert sind. Der Kontakt mit Einheimischen ist bei meinen Reisen
etwas vom Wichtigsten, auf solche Kontakte kann ich jedoch problemlos
verzichten.
Nach ein paar Tagen Colva reisen wir zu 'unserm' Patnem
Beach, einem ca. 300 Meter breiter Strand. Traumhafte Tage liegen vor uns.
Freundliche Menschen und vor allem eine entspannende Zeit bei Temperaturen über
30 Grad im Schatten erwartet uns. Wie immer 'cruisen' wir auf dem Roller durch
die Gegend und in die umliegenden Dörfer. Bei einem dieser Ausflüge entdecken
wir den Turtle Beach, einem Strand, an welchem, wie es der Name sagt,
Schildkröten schlüpfen. Schildkröten sehen wir zwar keine, dafür aber einen 3
Kilometer, absolut menschenleeren, Strand. Traumhaft! Die geile Brandung tut den
Rest dazu. Wie ein kleiner Junge springe ich Stundenlang der brechenden Wellen
entgegen und hoffe jedes Mal, dass es mich durch das Wasser wirbelt. Ich bin
generell nicht weit weg vom Kinde - hier aber bin ich wieder zwölf Jahre alt.
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